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© S.Jordan - 1950er Jahre
© S.Jordan - 1950er Jahre
© S.Jordan -  1960er Jahre
© S.Jordan - 1960er Jahre

Fasching in Stornfels - ein besonderer Brauch

Der Peterstag - mundartlich Pirreschdoag - wird jedes Jahr am 22. Februar gefeiert.

An diesem Tag ziehen Kinder und Erwachsene verkleidet von Haus zu Haus, um Süßigkeiten, Wurst und Eier zu sammeln – eine lebendige Tradition mit tiefen Wurzeln. Möglicherweise reicht dieser alte Brauch bis in heidnische Zeiten zurück: In Rom gedachte man zwischen dem 13. und 23. Februar der verstorbenen Angehörigen, wobei auch Speisen dargebracht wurden. Eine andere Deutung verweist auf den Vogelsberger Petersmarkt – ein althergebrachtes, regionales Fest. Es drückt die Vorstellung aus, dass mit dem Ende des Winters die Zeit gekommen ist, sich aus der behaglichen Stube zu erheben und sich für die kommende Zeit wieder mit allem Notwendigen für das persönliche Wohlbefinden einzudecken.  

Quellen:

  • "Eine alte Tradition wird weitergeführt: Am Samstag ist Peterstag in Stornfels", Artikel erschienen im Kreis-Anzeiger, Februar 1992 
  • "Ortschaften und Menschen am Rande der Wetterau", Artikel erschienen in der Frankfurter Rundschau, Januar 1986



© S.Jordan / um 1950 - Am Höhenblick 35, früher Hauptstr. 11
© S.Jordan / um 1950 - Am Höhenblick 35, früher Hauptstr. 11

 

Stornfelser Kapelle von 1565 

Stornfels besaß bereits im 16. Jahrhundert eine eigene Kapelle. Sie stand etwa fünfzig Meter südwestlich unterhalb des Burgschlosses und war auf Basaltmauern errichtet. Der Aufbau bestand aus einfachem Holz, was für kleinere Dorfkapellen dieser Zeit typisch war.

Anfangs ohne Turm und Glocken, wurde 1684 eine Sammlung organisiert, um den Bau eines Turms und den Erwerb einer Glocke zu ermöglichen. Als das Gebäude schließlich baufällig wurde - ab spätestens 1831 durfte es aus Sicherheitsgründen nicht mehr betreten werden -, verkaufte man die Bauteile samt Grund und Boden.

Hinweise auf den ehemaligen Standort liefert ein zeitgenössischer Reisebericht. Weitere Quellen verweisen auf das Haus des Beigeordneten Johannes (Nicolaus) Schneider I. – „Am Höhenblick 35“.

Quellen:

  • 🔗 https://de.wikipedia.org/wiki/Evangelische_Kirche_(Stornfels) (Lizenz: CC BY-SA 4.0 DE)
  • "Über Alterthümer in und um Friedberg", Johann Philipp Dieffenbach, Reisetagebuch 1829, zitiert in: Wilhelm Diehl (Hrsg.): "Baubuch für die evangelischen Pfarreien der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Hassia Sacra", Band 5. Darmstadt: Selbstverlag, 1931, S. 350 
  • "Stornfels - Unser Dorf", Broschüre, hrsg. im Rahmen des Dorferneuerungsprojekts der Stadt Nidda, Redaktion: Regina Römhild & Cornelia Rohe, o. J.


© S.Jordan - um 1960 / Kirche mit Schulgebäude (rechts)
© S.Jordan - um 1960 / Kirche mit Schulgebäude (rechts)

 

Schule und Lehrer in Stornfels

Bis zum Ende des 17. Jahrhunderts besuchten die Kinder aus Stornfels die Schule im benachbarten Ulfa. Erst im Jahr 1694 wird in Stornfels selbst ein Schulbetrieb aufgenommen - anfangs in einem Privathaus. Der Unterricht war einklassig: Der Lehrer betreute alle acht Jahrgänge gemeinsam in einem Raum, wie es für Dorfschulen damals typisch war.

Ab 1837 diente die zur Kirche umgebaute Zehntscheune auch als Schulhaus und Lehrerwohnung. Vom Kircheneingangsbereich gelangte man links in das Kirchenschiff, geradeaus in das Klassenzimmer, und über eine Treppe hinauf zur Empore und in den Wohnbereich des Lehrers. Im Jahr 1895 wurde dann das neue Schulgebäude direkt neben der Kirche fertiggestellt. 

Mit dem Rückgang der Schülerzahlen stellte man den Schulbetrieb 1969 ein. Seither besuchen die Kinder aus Stornfels die Schulen in Schotten. Das frühere Schulgebäude wurde in der Folge zum Bürgerhaus umgestaltet.

In Stornfels wirkten über die Jahre folgende Lehrer:

  • 1694 - 1728 Johann Conrad Sang
  • 1728 - 1767 Johann Nikolaus Sang
  • 1767 - 1805 Johann Heinrich Sang
  • 1806 - 1837 Johann Heinrich Köhler
  • 1837 - 1839 Peter Grundmann (Vikar)
  • 1840 - 1841 Georg Chr. Drehwald (Vikar)
  • 1842 - 1845 Konrad Schmidt (Vikar)
  • 1845 - 1848 Heinrich Schäfer (Vikar)
  • 1848 - 1853 Karl Wagner (Vikar)
  • 1853 Samuel Leibnick (Vikar)
  • 1853 - 1889 Friedrich August Rühl (Vikar)
  • 1890 - 1918 Ludwig Böcher
  • 1919 Nicolai
  • 1920 - 1932 Stein
  • 1932 - 1942 Wenzel
  • 1942 - 1959 Frl.  Ittmann / Gaubatz / Peeck / Klett / Anhäuser
  • 1959 - 1969 Karl-Heinz Basenau   

Quellen:

  • Abschrift eines undatierten maschinenschriftlichen Dokuments. Verfasser vermutlich Lehrer Karl-Heinz Basenau oder Pfarrer Werner Jung.
  • KA - Heimat im Bild, 19.11.1959 - "Hoch oben auf dem Berg: Stornfels", von Dr. Heinrich Kraushaar


Ausschnitt aus Heimat im Bild vom 02.09.1970
Ausschnitt aus Heimat im Bild vom 02.09.1970

 

Wüstung Wintermannshausen (bzw. Wintramshusen)

In der Umgebung von Stornfels finden sich noch heute Flurnamen, die als stille Zeugen vergangener Siedlungen gelten – sogenannte Wüstungen, die im Laufe der Jahrhunderte aufgegeben wurden. Diese Orte waren meist klein, bestehend aus wenigen Höfen oder Gebäuden.

Auch wenn die frühen Ansiedlungen längst verschwunden sind, leben ihre Namen in der Flur weiter. Sie geben bis heute Hinweise auf die einstige Nutzung oder Bebauung. Solche Flurbezeichnungen ermöglichen es, ehemalige Siedlungsplätze zumindest zu erahnen – so etwa „Wintermannshausen“ in der Gemarkung Stornfels, das nordwestlich des heutigen Ortskerns im Tal der Ulfa (Zufluss zur Nidda) gelegen haben könnte.

Die Ursachen für das Verschwinden dieser kleinen Ortschaften waren vielfältig: Pestepidemien, Kriege, Hungersnöte, wirtschaftlicher Niedergang oder die spätmittelalterliche Agrarkrise zwangen viele Familien zur Aufgabe ihrer Höfe. In manchen Fällen erfolgte auch eine gezielte Umsiedlung – so berichtet eine lokale Überlieferung, dass Bewohner einer kleinen Ansiedlung am Fuße des Stornfelser Bergkegels auf Anordnung der Landesherren rund um die schützende Burg Stornfels angesiedelt wurden.

Solche Beispiele machen deutlich, dass das heutige Landschaftsbild das Ergebnis jahrhundertelanger Veränderung ist – und dass so mancher Flurname ein Stück Vergangenheit bewahrt.

 

RandbemerkungIm beigefügten Ausschnitt des Zeitungsartikels vom 02. Sept. 1970 wird die Rudera Gitzenrod erwähnt. Sie diente der Autorin als Inspiration für die untertunnelte Burgruine in ihren Romanen. Reale Spuren fehlen zwar, doch der Hinweis war reizvoll genug, um als Ausgangspunkt für die Fiktion zu dienen. 

 

Quellen:



Stornfels im Herbst 1634: Ein Ort trotzt dem Krieg 

Der Dreißigjährige Krieg (1618–1648) begann als religiöser Konflikt im Heiligen Römischen Reich und weitete sich bald zu einem brutalen europäischen Machtkampf aus.

Im Herbst 1634 erreichte das Kriegsgeschehen mit aller Härte die Region um Nidda. Zahlreiche Dörfer wie Echzell, Berstadt, Bingenheim und Ranstadt wurden verwüstet, geplündert und niedergebrannt. Die Bevölkerung war grausamer Gewalt ausgesetzt: Menschen wurden gefoltert, verstümmelt, erschossen oder verbrannt. Frauen, darunter Schwangere und junge Mädchen, erlitten vielfach sexualisierte Gewalt. Auch Geistliche zählten zu den Opfern. Viele suchten Zuflucht in der befestigten Stadt Nidda, die zumindest vorübergehend Schutz bieten konnte.

Trotz dieser Zerstörung gelang es dem kleinen Ort Stornfels, sich im Herbst 1634 vor einem Überfall zu schützen. Der Oberforstmeister der Grafschaft Nidda, Hauptmann Cosmus Gall von Gallenstein, hatte den Ort rechtzeitig mit Musketieren verstärken lassen und durch eine sogenannte Wagenburg – eine Schutzstellung aus aufgestellten Fuhrwerken – gesichert.

Als etwa 200 Reiter, vermutlich Angehörige streifender kaiserlicher Söldnereinheiten im Umfeld des Kardinal-Infanten Ferdinand von Spanien, versuchten, Stornfels im Hinterhalt zu überfallen, stießen sie auf erbitterten Widerstand. Dank der militärischen Vorbereitung und eines entschlossenen Auftretens Galls mussten sich die Angreifer ohne Kampf zurückziehen.

Dieser Erfolg war jedoch nicht allein der Vorbereitung geschuldet, sondern auch glücklichen Umständen - etwa der Erlaubnis zur Selbstverteidigung. Im weiteren Kriegsverlauf blieb Stornfels dennoch nicht völlig verschont und war weiterhin von den Auswirkungen des Krieges betroffen. 

 

Quellen:

  • 🔗 https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/start.action (für die Suche nach „Kriegsakten I, Konv. 62“ im Hessischen Staatsarchiv Marburg)

  • Kirchenbuch Nidda, Eintrag vom 12. Oktober 1634

  • Bericht von Hauptmann Cosmus Gall von Gallenstein an Landgraf Georg II., 1. Oktober 1634

  • Durchmarschbericht des Kardinal-Infanten von Spanien, 6. Oktober 1634

  • Wilhelm von der Malsburg: Die Wetterau im Dreißigjährigen Krieg, 1972



Kulturdenkmäler in Stornfels

Die evangelische Kirche, erbaut 1837 auf den Fundamenten der früheren Burg, gilt als Kulturdenkmal von geschichtlicher und städtebaulicher Bedeutung. Neben Burg und Kirche sind in Stornfels noch weitere denkmalgeschützte Gebäude zu finden, die das Ortsbild prägen und zur historischen Substanz beitragen. Dazu zählen unter anderem: 

  • das Gebäude Am Höhenblick 31
  • ein historisches Wohnhaus in der Forsthausstraße 3
  • das Jagdhaus Wolfslauf, ein markanter Bau außerhalb des Ortskerns
  • sowie mehrere historische Häuser in der Römerstraße, darunter die Nummern 12, 16 und 18

Diese Gebäude, teils in Privatbesitz, zeugen sichtbar von der Geschichte des Dorfes – etwa durch ihre Bauweise, Materialien oder Details wie Torbögen, Fachwerk und Dachform.

 

Quelle:



Ausschnitt aus: J. C. Homann, S.R. Imp. Comitatus Hanau, ca. 1720. Eigener Besitz.
Ausschnitt aus: J. C. Homann, S.R. Imp. Comitatus Hanau, ca. 1720. Eigener Besitz.

 

Der Pfahlgraben bei Stornfels

Auf der historischen Karte S.R. Imp. Comitatus Hanau von Johann Christoph Homann (ca. 1720) ist ein Pfahlgraben eingezeichnet, der bis in die Nähe von Stornfels reicht. Diese Darstellung stimmt mit den schriftlichen Quellen des 19. Jahrhunderts überein, etwa bei August Benedict Wilhelm (Germanien und seine Bewohner, 1823) und Albert Forbiger (Handbuch der alten Geographie, 1848).

Beide beschreiben einen Wall mit Steinfundament, darüber geschichtete Erde und Rasen, verbunden mit starken Pfählen – in Teilen noch sichtbar.

Wilhelm zufolge finden sich erste "sichere Spuren" zwischen Rupertshausen (Rabertshausen) und Stornfels. Forbiger beschreibt einen durchgehenden Verlauf, der sich von dort über Hungen und Arnsburg bis weit in den Westen zieht. 

Bemerkenswert ist, dass der Pfahlgraben bereits auf Homanns Karte von 1720 verzeichnet ist – also rund ein Jahrhundert vor den genannten Schriftquellen. Das deutet darauf hin, dass diese Struktur schon früh als bedeutend wahrgenommen wurde. 

Nach heutigem Forschungsstand verlief der obergermanisch-rätische Limes jedoch nicht durch diesen Abschnitt, und archäologische Belege für Kastelle bei Stornfels fehlen, auch wenn in der Legende der Karte von 1720 ein Castrum-Symbol bei Stornfels eingetragen ist.

Ob die in den historischen Quellen beschriebenen Wälle auf ältere römische Sperranlagen, auf siedlungsgeschichtliche Strukturen - etwa germanischen Ursprungs - oder auf bloße Fehldeutungen zurückgehen, lässt sich bislang nicht klären.

 

Quellen:

  • August Benedict Wilhelm: In Germanien und seine Bewohner  (Weimar, 1823), S. 300
  • Albert ForbigerHandbuch der alten Geographie (Leipzig, 1848), S. 424
  • Johann Christoph Homann: S.R. Imp. Comitatus Hanau (Karte, ca. 1720). Nach Friedrich Zollmann, gestochen von R. A. Schneider.


Stornfels in der Presse - Rückblick

Diese Übersicht führt Zeitungsartikel auf, in denen Stornfels thematisiert wurde – als eine Art Erinnerung und Dokumentation lokaler Berichterstattung. Viele der Beiträge sind online nicht (mehr) verfügbar, daher erfolgt hier keine Verlinkung. Die Liste ist nicht vollständig, zeigt aber, was über die Jahre hinweg rund um den Ort erschienen ist.  

  • KA - Heimat im Bild, 19.11.1959 - "Hoch oben auf dem Berg: Stornfels"
  • KA - Heimat im Bild, 02.09.1970 - "Stornfels, ein Blick in seine Geschichte"
  • KA - Heimat im Bild, 1977 - zum Höllenhund von Karl-Heinz Basenau
  • Frankfurter Rundschau, 10.01.1986 - "Ortschaften und Menschen am Rande der Wetterau"
  • Kreis-Anzeiger (KA), Februar 1992  - "Eine alte Tradition wird weitergeführt: Am Samstag ist Peterstag in Stornfels"
  • KA - Heimat im Bild, 20.04.1996 - "Die Burg Stornfels war nie der Sitz von Raubrittern"
  • Kreis-Anzeiger (KA), 04.05.1996 - "Einst Festung und Zufluchtsort"
  • KA - Heimat im Bild, 16.11.1996 - Auswahl von Heimatsagen von Karl-Heinz Basenau
  • Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), 03.03.2001 - "Halbidylle in der Restnatur"
  • Kreis-Anzeiger (KA), 27.01.200? - "Zwei Gasthäuser gibt es immer noch im Dorf"
  • Kreis-Anzeiger (KA), 25.01.2005 - "Von der Lauster-Else bis zum Höllenhund"
  • Kreis-Anzeiger (KA), 15.08.2006 - "Im Mittelpunkt standen die Feuerwehrkameraden"
  • Kreis-Anzeiger (KA), 21.02.2008 - "Tradition lebt weiter" (Pirreschdoag) 
  • Kreis-Anzeiger (KA), 28.12.2018 - "Die Toskana der Wetterau"
  • Frankfurter Neue Presse (FNP), 19.09.2022 - "Fünf Euro für den Boskoop – Obstbaumversteigerung in Stornfels ist eine alte Tradition"
  • Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), 16.11.2022 - "Leben auf dem Land: Warum es in Stornfels in Hessen am schönsten ist"
  • Frankfurter Neue Presse (FNP), 28.03.2023 - "Stornfels: Nicht nur schön, sondern auch doll"
  • Frankfurter Neue Presse (FNP), 27.07.23 - "Baustart fürs Stornfelser Gerätehaus"
  • Frankfurter Neue Presse (FNP), 16.11.2023 - "Renovierung der Stornfelser Kirche ist abgeschlossen"

Hinweis: Zum 01. Januar 2006 wurde der „Kreis-Anzeiger (KA)“ in „Kreis-Anzeiger für Wetterau und Vogelsberg“ umbenannt.